{{postCount}} Im Gespräch mit Pierre Thomas

„Einfach mal die Kamera weglegen und mit allen Sinnen genießen“

Im Gespräch mit Pierre Thomas, Business Development Manager Expeditions, Silversea Cruises

Es waren die Filme des Meeresforschers Jacques Cousteau, die Pierre Thomas in die Abenteuerwelt der Expeditionen brachten. Schon als Kind weckten sie in ihm die Faszination für das Unerforschte. Für die entlegensten Winkel der Erde. Für die unendlichen Weiten der Ozeane. Vor 30 Jahren hat er als zertifizierter Naturführer und Expeditionsleiter auf den Galapagos-Inseln bei einem der Pionierunternehmen für Expeditionskreuzfahrten begonnen. Wir haben mit ihm über seine heutige Arbeit bei Silversea Cruises gesprochen und dabei einen spannenden Blick hinter die Kulissen einer Kreuzfahrt geworfen.

Wie muss man sich die Arbeit eines Expeditions-Guides vorstellen? 
Zunächst einmal müssen dafür grundlegende Fähigkeiten und Zertifizierungen erworben werden. Jeder, der auf Schiffen mit einer Länge von mehr als 24 Metern arbeiten möchte, muss ein sogenanntes „STCW“-Zertifikat besitzen. Das Kürzel steht für „Standards of Training Certification and Watchkeeping“. Auch eine Ausbildung zum Führen von Zodiacs ist unerlässlich, um Gäste sicher an Land zu bringen und ihnen die unberührten Küsten der Gebiete zu zeigen, die wir erkunden.
Steht eine Reise an, ist es natürlich essenziell, sich über das geografische Gebiet vorab zu informieren, um das stetig wachsende Wissen mit Gästen teilen zu können. An Bord verbringt das Expeditionsteam die meiste Zeit damit, mit den Gästen an Bord zu interagieren, Vorträge zu halten, Wildtiere während der Rundfahrten zu identifizieren, Zodiacs zu fahren und informative Spaziergänge an Land zu unternehmen. Viele Gäste nutzen die Chance, uns während gemeinsamer Mahlzeiten Fragen zu unseren Fachgebieten zu stellen. Das ist immer eine schöne Sache.
Meine Erfahrung als Expeditions-Guide gebe ich auch sehr gern weiter. Ich unterstütze zum Beispiel das Silversea Verkaufsteam in ganz Europa bei der Schulung von Geschäftspartnern, nehme an Messen teil und halte Vorträge über Expeditionskreuzfahrten bei Kundenveranstaltungen, die von Silversea Partnern organisiert werden.

Wie viele Kreuzfahrten haben Sie schon persönlich begleitet? 
Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe mittlerweile unzählige Expeditionen geleitet und meine Leidenschaft für die Natur mit über 35.000 Menschen in den verschiedensten geografischen Gebieten geteilt. Ich war an der Ostküste Mittelamerikas, an der Westküste Afrikas, in Süd- und Mittelamerika, im Indischen Ozean beim phantastischen Aldabra-Atoll, im Pazifischen Ozean – von Papua-Neuguinea bis zur Osterinsel – und ich hatte das Glück, sowohl die Arktis als auch die Antarktis zu erleben. Jede Reise war auf ihre ganz eigene Art wunderschön, weil man die Erfahrung mit Gleichgesinnten teilen konnte.

Nach welchen Kriterien werden Expeditionen ausgesucht?

 

Bei Silversea möchten wir die symbolischsten und attraktivsten Naturregionen der Welt vorstellen.

Pierre Thomas, Business Development Manager Expeditions, Silversea Cruises

Das ganze Jahr über ist zum Beispiel ein Expeditionsschiff auf den Galapagos-Inseln vor Ort, da dieser Archipel nach wie vor eines der besten Naturziele der Welt ist. Außerdem hat Silversea drei Expeditionsschiffe, die etwa fünf Monate im Jahr die Antarktis erkunden.
Zwischen den Polarsaisons verlegt Silversea seine Schiffe in die unberührten und faszinierenden Regionen unseres Planeten. Es geht dann über den Amazonas und die Westküste Afrikas nach Nordeuropa und schließlich in die Arktis. Ein anderes Expeditionsschiff segelt über den Atlantik durch den Indischen Ozean über Madagaskar und die Seychellen in die faszinierende australische Kimberley-Region. Nach deren Erkundung wird über den Pazifik die mythische Osterinsel angesteuert, bevor es über die chilenischen Fjorde zurück in die Antarktis geht.

Wie sehen die Vorbereitungen für eine Kreuzfahrt konkret aus?
Unser Silversea Expeditionsteam sorgt in der Zentrale dafür, dass alle notwendigen Ausrüstungen an Bord sind. Außerdem werden alle relevanten Genehmigungen beantragt, um diese Regionen erkunden zu dürfen. Dies geschieht oft Monate, wenn nicht Jahre, im Voraus. Wir müssen Slots in den Häfen buchen, wenn wir nicht im Expeditionsmodus sind. Für die Antarktis und andere Gebiete gibt es Buchungssysteme, mit denen Silversea die von uns gewünschten Plätze im Voraus buchen kann. Natürlich sind diese nur vorläufig und wetterabhängig. Je nach den aktuellen Bedingungen können wir im Team dann verschiedene Alternativpläne in Betracht ziehen.

©©Silversea Cruises Ltd.
©Silversea Cruises Ltd.
©Silversea Cruises Ltd.
©Silversea Cruises Ltd.
©Silversea Cruises Ltd.
©Silversea Cruises Ltd.

Was geschieht hinter den Kulissen einer Silversea Kreuzfahrt?
Während der Reise tun der Kapitän und die Offiziere – in enger Zusammenarbeit mit dem Expeditionsleiter – alles dafür, um Gästen das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Wir sind uns bei Silversea sehr bewusst darüber, dass Tierbeobachtungen der Hauptgrund sind, warum Gäste an einer Expeditionskreuzfahrt teilnehmen. Bei der Suche nach Eisbären halten daher der Kapitän, sein Team von Wachoffizieren und das gesamte Expeditionsteam nach ihnen Ausschau. Wenn Wale und Delfine gesichtet werden, stoppen wir oft einfach die Motoren, um die lokale Tierwelt zu beobachten und zu respektieren.
Ansonsten gilt: Safety First. Ein Expeditions-Scouting-Team erkundet zunächst den geplanten Landeplatz und stellt sicher, dass sich keine gefährlichen Wildtiere in der Nähe befinden. Entlang der Küste patrouilliert zusätzlich ein Zodiac.

Was ist das Besondere an einer Pole-to-Pole Kreuzfahrt?
Wen es von einer Polarregion zur nächsten geht, haben Gäste die Möglichkeit, eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und Kulturen zu entdecken. Je weiter wir uns von den Polen entfernen und je näher wir dem Äquator kommen, desto größer wird die Artenvielfalt. Es ist zum Beispiel möglich, an der Westküste Afrikas entlang zu segeln und selten besuchte kleine Länder und die ethnische Vielfalt des faszinierenden afrikanischen Kontinents zu erleben.

Für welchen Passagiertyp sind Expeditionskreuzfahrten genau das Richtige? 
Eine Expeditionskreuzfahrt spricht Naturliebhaber an: also Menschen, die die freie Natur genießen und Gegenden erreichen möchten, die sonst nur schwer zu erkunden sind. Auch diejenigen, die gerne eine Safari machen. Silversea hat Gleichgesinnte an Bord, die aus allen Ecken der Welt kommen, um die abgelegenen und unberührten Teile der Erde zu erleben und zu erkunden. Das Alter spielt dabei eigentlich keine Rolle. Es ist eher eine Frage des Abenteuergeistes.

Welches war für Sie persönlich der bislang schönste Moment auf einer Kreuzfahrt?
Es gibt so viele unvergessliche Momente: vom ersten Schnorcheln mit Seelöwen und Hammerhaien auf den Galapagos-Inseln, bis hin zur Beobachtung der phantastischen Unterwasserwelt von Papua-Neuguinea und den Salomonen. Auch die Beobachtung einer großen Anzahl von Buckelwalen während einer Drake-Passage-Überfahrt gehört sicherlich zu meinen Best-of-Erlebnissen. Am selben Nachmittag schwamm noch eine Gruppe von Orcas während einer Zodiacfahrt neben uns her. Das war ebenfalls ein Wow-Moment.
Oft sind es auch die Menschen, mit denen man diese Erlebnisse teilt, die einem für immer in Erinnerung bleiben. Ich sage dann nicht selten zu ihnen: „Einfach mal die Kamera weglegen und den Moment mit allen Sinnen genießen.“

Wo gehen Sie als nächstes an Bord?
Da Expeditions-Guides oft lange Tage haben und 7 Tage die Woche arbeiten, freut man sich auch mal darauf, zwischendurch zuhause entspannen zu können. Aber natürlich geht es schon bald wieder für mich los: Im Juli 2024 werde ich von Longyearbyen im Svalbard-Archipel über die Vulkaninsel Jan Mayen nach Island fahren. Das wird wieder eine tolle Reise mit vielen spannenden Entdeckungen für die Gäste.